Testeindruck
Naturkocher
Moderne Campingkocher laufen mit Gas, Benzin oder Ethanol. Das bedeutet bei längeren Touren: hohes Zusatzgewicht und Abhängigkeit. Ein weiterer Nachteil: Bei der filigranen Verbrennungstechnik kann ein Defekt schwerwiegende Folgen haben. Die Schweizer Firma Outdoorwerk hat einen Kocher entwickelt, der sich ausschliesslich von dem «ernährt», was die Natur ohnehin parat hält: Holzreste, trockenes Laub oder Baumrinde. «Outdoor Stove Tour» heisst der Rucksack-konforme Mini-Herd.

Durch die Ladeluke wird der Kocher bei Bedarf gefüttert.
Ventilator bringt Power
Angefacht wird das Feuerchen von einem integrierten und Batterie-betriebenen Ventilator. Das Gebläse ist zehnstufig verstellbar und aus wasserabweisendem Aluminium gefertigt. Zusammengesetzt wird er aus einem steckbaren Dreibein, einer Hauptkammer und einem zusätzlichen Mittelwand-Einsatz. Was komplex klingt, ist in der Praxis innerhalb von zwei Minuten einsatzbereit installiert. Der Clou: Der Ventilator bringt mehr sauerstoffreiche Luft in das doppelwandige Gehäuse. Dort wird sie angewärmt, was die Verbrennung der Naturstoffe im Inneren antreibt. Das bringt eine enorme Hitze, sodass selbst feuchte Holz- oder Laubreste verwendet werden können – vorausgesetzt das Feuer wurde einmal entfacht. Die Leistung entspricht der eines gängigen Gas- oder Benzinkochers. Vor allem bei feuchten Bedingungen sollte eine Portion trockener Zunder im Gepäck nicht fehlen – das hilft Startschwierigkeiten zu überwinden.

Das Funktionsprinzip des Holzkochers. Für den Betrieb ohne Ventilator wird eine Innenwand entnommen, das bringt effiziente Belüftung.
Völlig natürlich
Optional kann auch ohne Gebläse geköchelt werden – dauert etwas länger und erbringt eine geringere Heizleistung. Das Prinzip: Zusätzliche Lüftungsschlitze erzeugen im batterielos-Modus einen Kamineffekt. Die Luft wird direkt von

Alle Einzelteile passen in den Bauch des Kochers.
unten in die Brennkammer gesaugt, die Gase Kohlenmonoxid, Methan und Wasserstoff, die bei der Verbrennung von Holz entstehen, zirkulieren in der Wand des Kochers und optimieren die Heizleistung.
Kocher und Gestell sind aus rostträgem Federstahlblech gefertigt und bringen es zusammen mit dem Ventilator auf 730 Gramm, ohne Ventilator sind es nur 425 Gramm. Mit einem Packmass von 13 auf 12 Zentimeter passt der mobile Grill in jeden Rucksack. Der «Outdoor Stove Tour» wie auch sein grösserer Bruder, der «Outdoor Stove Camp», werden – inklusive aller Einzelteile – vollständig in der Schweiz in Handarbeit gefertigt. Das hat seinen Preis: Der Outdoor Stove Tour kostet 590 Franken, die Camp-Version liegt bei 640 Franken.
Stärken:
+ Unabhängig von Brennstoffen wie Gas oder Benzin
+ Brennstoff muss nicht getragen werden
+ kaum defektanfällig durch simple Technik
+ Naturnahes Kocherlebnis
+ 100 Prozent swissmade
Schwächen:
– Kocher-Start braucht im Vergleich zum Gaskocher mehr Zeit
– Brennstoff-Mangel in hochalpinen Regionen, v.a. im Winter
Betrieb mit Ventilator:
Betrieb ohne Ventilator:
